Ich bin seit gestern Mittag wieder in Deutschland, ich habe die letzten Tage in der Türkei verbracht, genauer: Antalya, Side und das Taurus Gebirge. Ich habe unglaubliche Großzügigkeit erleben dürfen, Menschen, die einfach helfen, ohne zu hinterfragen, die einander wie eine Familie behandeln, selbst wenn sie sich kaum kennen. Eine kleine junge Dame Namens Melek, die jeden, den sie traf, ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat, so viel Vertrauen schenkte sie uns. Und vor allem, auch wenn es kitschig klingt, so viel Freundlichkeit und Wärme, dass mein Herz sich ganz satt anfühlt. Das war erst vor wenigen Stunden.
Ein bisschen später, hunderte Kilometer weiter im Norden, sind wieder Menschen getötet worden. Zwei Menschen, Sprengstoffsätze, ungezählte Schüsse, viele weitere wurden verletzt. Das ist mittlerweile nicht mehr die überraschendste Nachricht. Es ist dieses zweite Mal, dass ich in der Türkei war und kurz darauf Menschen sterben, die sich so nah angefühlt haben - und das geht nicht in meinen Kopf.
Ich bin nicht hier, um eine Organisation wie den IS an den Pranger zu stellen, das ist nur der Gipfel. Aber all die Menschen, 15 Anschläge alleine in der Türkei im Jahr 2016. Ich wollte die von 2015 nicht nachzählen und bekomme die Bilder von all dem Schönen, dass ich sehen wollte, nicht aus dem Kopf, ohne, dass sich ein dunkler Schleier darüberlegt. Ich verstehe den Terror nicht. Für mich ist der Ursprung finster, nicht greifbar - unbegreifbar, wenn ich daran denke, dass wir, egal was passiert, Morgen weitermachen müssen wie bisher. Was ist denn aus diesem "bisher" geworden?
Ich erinnere mich an ein "bisher" bei dem ich noch zu jung und blasiert war, um mich für etwas anderes, als für mich selbst zu interessieren. Als Kind war meine größte Sorge, wann die Sommerferien begannen, als Teenager waren es Pickel und das Fehlen meiner Brust. Als Tween war es die Frage nach dem richtigen Studium und mit Mitte 20 wieder nur Pickel und wie ich diese loswerde. So einfach war das alles für mich - Bis ich öfters auf Reisen sein durfte.
Gestern hatte ich einen der schönsten Tage meines Lebens. Ich war im Canyon, ich hatte eine Tour mit ein paar Einwohnern und aß mit ihnen am selben Tisch, Forellen, die selbst gefischt waren. Ich war ganz verliebt das türkise Wasser des Flusses, in die Kräuter die überall wuchsen und die Landschildkröten. Alles macht einen so unglaublich glücklich, selbst die 40 Grad heiße Mittagssonne. Ich will garnicht mehr nachhause, hab ich allen gesagt, ein paar türkische Worte, die Google Translate mir gegeben hat, aber vom Satzbau her eine Katastrophe waren.
Ich war vielleicht einfach nur ein Tourist für die Einheimischen. Aber für mich war es besonders, von Menschen zu lernen, die mich so einfach und ohne Hintergedanken aufnehmen, mit mir am Tisch essen und wir uns unterhalten, ohne viele Worte zu sprechen. Ich habe mich zuhause gefühlt, und jetzt ist es so, als dürfte ich dorthin nicht zurückkehren.