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Die Bachelor-Arbeit, das Ende eine Ära

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Diese Zeit nach dem Studium, von der man nicht weiß, was passiert, ist das Schlimmste. Ich behaupte vor allen anderen, großkotzig wie ich bin, dass sei der letzte kleine Nervenkitzel, der im Leben eines gut ausgebildeten Millennials noch bleibt (gut ist hier Ansichtssache). Aber ich finde das eigentlich nicht spannend, sondern einfach nur anstrengend. Ich bin in der Schwebe zwischen seltsamen Angeboten, schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs und diesen Anzeigen an Ampeln, auf denen steht "von Zuhause aus bis zu 2.000€ die Woche verdienen." - also ganz klar: Karriereleiter Stufe -10.

Kennst du das, irgendwohin zurück zu wollen, nicht aus Faulheit oder Feigheit, sondern weil man das Gefühl hat, es heute erst wertschätzen zu können?

Das wäre für mich das erste Semester. Ich bin blauäugig und naiv in das Gebäude gelaufen, neben mir eine aufstrebende Influencerin (das wussten wir damals aber noch nicht) und auf der anderen Seite lauter fremde Leute, die alle todschick und überambitioniert waren, so wie ich. Heute habe das Gefühl, nicht gestresst genug zu sein und keinerlei Ambitionen vorweisen zu können. Wo sind diese ganzen Karrieretipps auf EditionF, was machen die inspirierenden Frauen und Männer um dich herum? Alle gründen etwas, nur du bist CEO deines eigenen Instagramaccounts, denke ich mir. "Man vergleicht sich nicht mit anderen." - doch, genau das tut man. Man müsste keinen Internetanschluss, aber dafür verdammt viel Selbstbewusstsein haben, um das nicht zu tun.

Früher war nach der Abgabe vor der Abgabe  -

und nur eine Zeitmarke, die mir mitteilte, dass ich meine fettige Tastatur säubern sollte. Heute ist nach der Abgabe einfach nur nach der Abgabe und vielleicht würde ich dann erst mal schlafen und dann auch nicht wirklich weiter wissen. Ich weiß, ich Großmaul habe "das wahre Leben" als großes Abenteuer verpackt und wir Generation Ys würden ohnehin viel zu viel über die Zukunft nachdenken – aber eigentlich mache ich nichts anderes. Ich habe das nicht gesagt, damit es euch besser geht, sondern damit mich keiner fragt, worauf ich mich denn ohne jeden Erfolg beworben habe. 

Als ich das Metallgeländer des Bibliothek hochgesiege, um ein letztes Mal an meiner Bachelorarbeit zu feilen, drückte ich die Finger so fest ich nur kann auf die stumpfen Metallbahnen. Dabei entsteht eine überirdische Frequenz, die an das All gesendet wird. Ein Hilferuf, der nur von Aliens verstanden werden kann. Die kleine Diana möchte bitte abgeholt werden. 

Soviel zu meinen echten Plänen, die nicht locker leicht verträumt sind und eine ausgiebige Selbstfindungsphase beeinhalten, sondern die harte Surrealität, die sich tagtäglich in meinem Kopf abspielt. Ob ich bereits etwas dafür getan habe, all meine Träume zu erfüllen? Vielleicht. Ob es beinhaltet, sich zu überlegen, ob man eher Mary-Kate oder Ashley Olsen man wäre? Wahrscheinlich.
Ich kann es kaum erwarten, die Frage nach dem Unsinn in meinem Kopf zu klären – ich habe keine Ahnung, warum ich mit Mitte 20 noch immer keine Firma gegründet habe und warum mein größtes Ziel ein Welpen ist. Aber ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht.

Glaube ich zumindest.


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